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Ein Wutausbruch beim Kleinkind kommt selten allein…

Du kennst das sicher: Es ist 17:38 Uhr, du hast den ganzen Tag gearbeitet, die Spaghetti köcheln vor sich hin, während dein Handy ein „Pling“ macht und du weißt, dass das die E-Mail vom Chef ist, auf die du schon den ganzen Tag gewartet hast.

Während du dir die Antwort zurechtlegst, deckst du den Tisch und wirst plötzlich unterbrochen, weil dein Kind zieht schreiend auf dem Boden liegt. Du hast den Löffel mit dem Hasen, statt den Löffel mit dem Schmetterling eingedeckt.

Und in deinem Kopf schreit es: „Nicht. Schon. Wieder!“


Der Moment, in dem dein Kind explodiert. Und du am liebsten einfach kurz… weg wärst.
Und genau darum geht’s heute: Wie du einen Wutausbruch beim Kleinkind begleiten kannst – ganz ohne Schreien, Drohen oder dich selbst zu verlieren.

Denn ja – Wutanfälle gehören zum Kleinkindalter dazu. Aber, sie müssen kein täglicher Kraftakt sein, wenn wir verstehen, warum sie passieren und wie wir sie begleiten können – mit Verbindung statt Kontrolle und mit Sicherheit, statt Strafen.

STOP! Wenn es hochkocht!

Mama sein ohne schlechtes Gewissen: Du kannst in Ausnahmesituationen anders reagieren!

🛑 Lerne, wie du deine Stop-Taste drückst, bevor deine Emotionen dich überrollen.

 

Wie kommt es überhaupt zum Wutausbruch beim Kleinkind?

Ein Wutanfall ist weder ein Machtspiel, noch ein Provozieren, kein „das macht er extra“ und auch kein Zeichen dafür, dass du versagt hast.
Ein kindlicher Wutausbruch ist Ausdruck von massiver Überforderung. Und Wut ist – so wie Traurigkeit oder Angst – eine Emotion, die bei kleinen Kindern einfach noch viel roher und unkontrollierter rauskommt.

Ihr Gehirn ist mitten im Umbau. Ihre Impulskontrolle? Sozusagen noch in der Rohbauphase.
Das bedeutet: Wenn ein Kleinkind einen Wutausbruch hat, ist es überflutet von Emotionen. Wie ein kleines Boot im Sturm des tosenden Meeres.


Und du?

Bist der sichere Hafen. Oder, wenn du’s schaffst: der Leuchtturm in diesem Chaos.

Aber – das geht nur, wenn du dich selbst vorher kurz mit dir verankerst.

So begleitest du einen Wutausbruch bei deinem Kind – Schritt für Schritt:

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1. Fokus auf dich:

Erst regulieren, dann begleiten

Bevor du überhaupt etwas tun kannst, darfst du einmal kurz innehalten, spüren und atmen.

Denn, ein dysregulierter Erwachsener kann kein Kind durch seine Emotionen begleiten.

Wenn du innerlich kochst, hilft dir weder ein bindungsorientierter Leitsatz getreu dem Motto „Ich bin ruhig und schaffe das“, noch dein guter Vorsatz, nicht genervt zu reagieren, oder zu nicht zu schreien. Dann hilft erstmal nur: Stopp.


Ein kurzer Moment der Selbstanbindung – tief atmen, Schultern lockern und ein Selbstcheck:
„Wie geht es mir gerade?“

Und wenn dich jetzt dein schlechtes Gewissen überkommt, weil du dich zuerst um dich, statt um dein tobendes Kind kümmerst, dann hilft dir vielleicht dieses Bild:

„Mein Kind ist ein Boot auf aufgewühlter See. Und ich bin der Hafen. Wenn ich selber im Sturm treibe, kann es nirgendwo anlegen.“

2. Sicherheit geht vor:

Für dich, dein Kind und alle anderen

Manche Kinder werfen sich im Gefühlssturm auf den Boden, andere schlagen, treten oder beißen.


Daher ist dein erster Job zu schützen:

  • Räume schaffen, in denen sich weder dein Kind, noch du oder ein andere Person verletzen kann.
  • D.h. mit dem Kind rausgehen, in eine geschützte Ecke, in einen anderen Raum oder in den Garten.
  • Körperliche Nähe anbieten, aber nicht aufzwingen.

Bindung heißt nicht: Ich muss das Kind dicht am Körper halten, obwohl es das Kind nicht möchte. Bindung heißt: Ich bin da. Ich sehe dich. Ich halte den Raum – auch wenn du gerade nicht gehalten werden willst.

3. Gefühle benennen, bedeutet Orientierung geben

Wenn ein Kind wütet, versteht es oft selbst nicht, was da gerade passiert und Worte helfen, Ordnung ins Chaos zu bringen:

„Du wolltest unbedingt den blauen Becher, und jetzt ist er in der Spülmaschine. Das ist so blöd für dich!“

„Du bist so wütend – und das darfst du auch sein.“

Keine Bewertung. Kein Runterspielen „ist doch nicht so schlimm“. Sondern echtes, fühlbares Verständnis.

4. Nach dem Sturm kommt die Verbindung

Manchmal dauert es eine Minute, manchmal zehn oder auch deutlich länger.
Aber irgendwann ebbt der Gefühlssturm ab. Dann sinkt dein Kind erschöpft in deine Arme oder lehnt sich einfach nur an. Jetzt heißt es ganz viel „Mama tanken“.

Jetzt ist der Moment für Nähe, für Verbindung und für echtes Nach-Regulieren.

Du kannst Tränen trocknen, kuscheln, einen Schluck Wasser zu trinken anbieten. Oder einfach sagen: „Das war gerade richtig anstrengend für dich.“.

Und wenn ich’s nicht schaffe?

Klar – es gibt diese Tage, an denen du selbst keine Ressourcen mehr hast. Und an denen du anders reagierst, als du eigentlich möchtest. An denen du laut wirst, genervt bist und vielleicht sogar weggehst.
Das passiert, wir sind alle Menschen.
Bindung ist kein Perfektionsprojekt. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen – sondern v.a. immer wieder in die Verbindung zurückzufinden.

„Ich hab gemerkt, ich war vorhin richtig laut. Das war nicht gut. Es tut mir leid.“

Das ist keine Schwäche, sondern Stärke und ein Riesenschritt in der Beziehungsarbeit.

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Was steckt hinter der Wut deines Kindes?

Wut zeigt sich oft als Symptom – aber darunter liegt meist etwas Tieferes:

  • Ein Bedürfnis, das nicht erfüllt wurde (z. B. Nähe, Autonomie, Sicherheit).
  • Ein voller Tag mit zu vielen Reizen.
  • Schlafmangel, Hunger oder Krankheit.
  • Vielleicht auch deine eigene Anspannung, die sich überträgt.

Und ganz oft: Unverarbeitete Gefühle, die im Kita-Alltag keinen Raum finden konnten.

Deshalb braucht es nicht nur den Umgang mit der Wut, sondern Räume im Alltag, in denen sich dein Kind vorher schon zeigen darf.

Rituale, Verbindungsmomente, liebevolle Übergänge – all das puffert die Emotionen ab, bevor sie überkochen.

Fazit:

Den Wutausbruch deines Kleinkindes zu begleiten bedeutet, dich mitzubegleiten

Wenn dein Kind schreit, tobt, tritt – ist das keine Respektlosigkeit oder ein Angriff. Es ist ein Ruf nach Orientierung, nach Halt und nach dir.
Nicht als perfekte Mama, sondern als echte, mitfühlende Frau, die sich selbst sieht – und dadurch für ihr Kind da sein kann.

Bindungsorientierung ist kein Dogma, sondern ein Weg, den man geht.
Ein Weg, der mit dir beginnt.


Deine Kendra

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